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Rechtsextremistische Musik

Die Musik sowie die Szenekonzerte sind unverändert wichtige Instrumente für die Verbreitung der rechtsextremistischen Ideologie und damit eine zentrale, identitätsstiftende Basis für die Szene. Gemeinsame Konzertbesuche stärken das Gemeinschaftsgefühl und tragen dazu bei, dass Kontakte zwischen den verschiedenen regionalen Szenen geknüpft und aufrechterhalten werden. Szenemitglieder haben bei Konzerten darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Ideologie in der „geschlossenen Konzertgemeinschaft“ auszuleben. So sind dort mitunter gemeinschaftlich begangene strafbare Handlungen, wie der Hitlergruß oder „Sieg Heil-Rufe“, festzustellen. Die Szene selbst spricht hier von „abhitlern“. Rechtsextremisten vermitteln ihre verfassungsfeindliche Ideologie über die Texte ihrer Musikdarbietungen, wobei dazu passende Melodien und Rhythmen einen wesentlich verstärkenden Faktor im emotionalen Empfinden des Empfängers auslösen. Insofern ist die Musik vor allem für Jugendliche ein Einfallstor in die rechtsextremistische Szene. Darüber hinaus spielen kommerzielle Gesichtspunkte bei der Veranstaltung von Konzerten und vor allem bei den Szenevertrieben eine herausragende Rolle. Beides sind unverzichtbare finanzielle Einnahmequellen für die rechtsextremistische Szene.

Die SUBKULTURELL GEPRÄGTE RECHTSEXTREMISTISCHE SZENE bevorzugt Musikstilrichtungen wie „R.A.C.“44 und „Hardcore“45 bzw. „Hatecore“46. Dieser „Rechtsrock“ ist geprägt von aggressiven Texten und zumeist hämmernden Rhythmen. In den Liedern werden Rassismus und Gewalt propagiert, das NS-Regime verherrlicht und der Kampf gegen das verhasste demokratische System thematisiert. In den Texten wird zum Teil auch einem Germanen- und Wikingerkult gehuldigt. Politische Inhalte werden zudem auch im Balladenstil vorgetragen. Eine in der Szene beliebte Musikstilrichtung ist der sog. „NSBM“47. Diese von der Black-Metal-Musik abgeleitete Stilrichtung bezieht sich in ihrer Ausrichtung auf den historischen Nationalsozialismus. Mit der Gründung der Firma NDS RECORDS UNTERNEHMENSGESELLSCHAFT etablierte sich im Freistaat Sachsen im Berichtsjahr zudem ein Musiklabel, dessen Musiker vor allem die Stilrichtungen „Rap“ und „Hip Hop“ vertreten.

Die Entwicklung der rechtsextremistischen Musikszene im Freistaat Sachsen zeigte im Berichtsjahr nach Ende der Corona-Maßnahmen wieder eine leicht steigende Tendenz. Allerdings konnte das Niveau der Zeit vor der Pandemie nicht erreicht werden. Der Anstieg der Konzerte im Berichtsjahr ist vor allem darauf zurückzuführen, dass nach Auslaufen der Corona-Maßnahmen die bisher behördlicherseits zehn genehmigten Konzerte pro Jahr im Szeneobjekt in Torgau OT Staupitz wieder stattgefunden haben. Darüber hinaus konnten einzelne konspirativ organisierte Konzerte sowie Liederabende festgestellt werden.

Im Berichtsjahr wurden in Sachsen insgesamt 12 rechtsextremistische Konzerte (2021: 9) und 24 Liederabende bzw. sonstige Musikveranstaltungen (2021: 16) bekannt.

Durchgeführte rechtsextremistische Konzerte in Sachsen

Grafik über Durchgeführte rechtsextremistische Konzerte in Sachsen © LfV Sachsen

Die nachfolgenden Tabellen informieren über rechtsextremistische Konzertveranstaltungen, Liederabende und sonstige Musikveranstaltungen, welche für das Berichtsjahr öffentlich genannt werden können.

Konzertveranstaltungen

  Datum Ort Konzertbesucher (ca.)
1 15. April Zittau (Lkr. Görlitz) 30
2 16. April Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 230
3 10. Juni Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 235
4 11. Juni Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 195
5 17. Juni Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 200
6 2. Juli Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 230
7 30. September Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 200-250
8 1. Oktober Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 237
9 21. Oktober Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 170
10 22. Oktober Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 230
11 22. Oktober Sachsen unbekannt
12 26. November Torgau OT Staupitz (Lkr. Nordsachsen) 250

Liederabende und sonstige Musikveranstaltungen

  Datum Ort Verantstaltung
1 19. Februar Dresden NPD/JN-Liederabend mit Auftritt des Liedermachers Benjamin GRUHN49
2 5. Juni Bahretal OT Gersdorf (Lkr. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) Geburtstagsfeier mit Auftritt eines Liedermachers
3 28. Juni Lunzenau (Lkr. Mittelsachsen) Liederabend mit Auftritt von LUNIKOFF50
4 9. Juli Meißen (Lkr. Meißen) Sommerfest der NPD mit Auftritt der Liedermacher Benjamin GRUHN und EIDSTREU51
5 9. Juli Pirna (Lkr. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) NPD-Liederabend
6 16. Juli Mücka (Lkr. Görlitz) Liederabend mit LARS, auch bekannt als SONDERKOMMANDO ELBE52
7 28. August Altenberg (Lkr. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) Auftritt des Liedermachers KAVALIER
8 3. September Steinigtwolmsdorf OT Weifa (Lkr. Bautzen) Auftritt von KAVALIER bei einem Unterstützertreffen von NDS RECORDS
9 10. September Sachsen Auftritt von FREILICHFREI53 und BARNY54 bei einem Liederabend
10 17. September Neukirch (Lkr. Bautzen)

Party von NDS RECORDS u. a. mit Auftritten von PROTOTYP, RUNA und KAVALIER

11 1. Oktober Plauen (Vogtlandkreis) Auftritt von LUNIKOFF bei einer Veranstaltung der Partei DER DRITTE WEG
12 12. November Lunzenau OT Cossen (Lkr. Mittelsachsen) Auftritt des RAC’N’ROLL TEUFEL55 sowie ehemalige Musiker der Band BLITZKRIEG56 bei einer Geburtstagsfeier
13 17. Dezember Zwickau (Lkr. Zwickau) Auftritt des Liedermachers HERMUNDUREN57 bei einer Veranstaltung der Partei DER DRITTE WEG

 

Im wohl wichtigsten Konzertobjekt der sächsischen rechtsextremistischen Szene, dem ehemaligen Gasthof in Torgau OT Staupitz (Landkreis Nordsachsen), konnten Rechtsextremisten nach dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen erstmals wieder zehn Konzerte veranstalten. Damit schöpften sie die behördlich genehmigte jährliche Anzahl voll aus. Um die Attraktivität der Veranstaltungen zu erhöhen und eine hohe Besucherzahl zu generieren, engagierten die Veranstalter neben renommierten deutschen rechtsextremistischen Bands auch ausländische Musikgruppen. So organisierten sie z. B. im September unter dem Motto „40 Jahre Live und Laut“ ein zweitägiges Konzert u. a. mit der Band ENDSTUFE58. Die aus Spanien stammende Band „Thumbscrew“ postete nach der Veranstaltung, dass sie „das Vergnügen hatte, zum 40. Jubiläum von ‚ESE‘59 zu spielen“. Mit jeweils rund 230 Besuchern war das Objekt an beiden Tagen ausgebucht.

Im Oktober organisierten Rechtsextremisten in „Staupitz“ unter dem Motto „Der Osten rockt gegen Kommunismus“ erneut ein zweitägiges Konzert. Geplant war u. a. der Auftritt der Band „Preserve White Aryans“ (P.W.A.) aus Estland. Die Musiker konnten jedoch nicht auftreten, da ihnen die Einreise nach Deutschland verweigert worden war.

Für den 26. November 2022 war ursprünglich ein Auftritt der finnischen Band „Sniper“ in „Staupitz“ geplant. Als bekannt wurde, dass einzelne Bandmitglieder trotz eines Einreiseverbots vor rund 250 Teilnehmern in Staupitz auftraten, wurde gegen die anwesenden Bandmitglieder eine Anzeige wegen Verstoßes gegen § 95 Aufenthaltsgesetz erstattet.

Diese Konzerte belegen, dass die Veranstalter über gute internationale Beziehungen verfügen und „Staupitz“ sich über die Jahre offenkundig in der internationalen rechtsextremistischen Szene „einen Namen“ gemacht hat. So wurden in der Vergangenheit im Objekt bereits Bands aus Finnland, Italien, Großbritannien, Estland, Schweden, Spanien, Frankreich, Belgien, Japan sowie aus den USA, Tschechien und der Ukraine festgestellt.

Die aus der Region Bautzen stammende rechtsextremistische Gruppierung DIVISION 45 wollte am 10. Dezember in Weißenberg OT Nostitz (Landkreis Bautzen) eine Konzertveranstaltung organisieren und „tarnte“ diese nach außen hin als Geburtstagsfeier. Auch dort sollte neben der sächsischen Band FRONT77661 wieder die Gruppe ENDSTUFE auftreten. Der Vermieter des Objekts konnte jedoch von den (Sicherheits-)Behörden davon überzeugt werden, dass es sich bei der geplanten Veranstaltung in Wahrheit um ein Konzert der rechtsextremistischen Szene handelte. Die Veranstaltung in Nostitz wurde daraufhin abgesagt.

Der ehemalige Frontmann der verbotenen Musikgruppe LANDSER, der unter der Bezeichnung LUNIKOFFsolo oder mit seiner Band DIE LUNIKOFF VERSCHWÖRUNG in der Szene aktiv ist, trat am 28. Juni in Lunzenau (Landkreis Mittelsachsen) bei einem „Balladenabend“ vor ca. 80 Personen auf. Der sächsische rechtsextremistische Liedermacher Benjamin GRUHN, der offenbar an der Veranstaltung teilnahm, postete anschließend: „Ein riesengroßes Dankeschön an den ‚schlimmen Finger‘ aus Berlin für diesen grandiosen Abend“.

Die Rapper um das Musiklabel NDS RECORDS wollten ursprünglich am 14. Mai ein erstes Konzert in Naumburg (Sachsen-Anhalt) durchführen. Sie gerieten jedoch wegen der Lokalität – ein bekannter rechtsextremistischer Szenetreff – untereinander in Streit und sagten deshalb das Ereignis kurzerhand ab. Im Ergebnis trennten sich zwei Musiker vom Label. PROTOTYP gab vor, ein anderes Verständnis von Extremismus zu haben als sein ehemaliger Partner PRIMUS62, übernahm das Geschäft und sammelte neue Gleichgesinnte um sich. Mit einem Grillabend am 3. September am Sitz des Labels in Steinigtwolmsdorf OT Weifa (Landkreis Bautzen) und einer „NDS-Party“ am 17. September in Neukirch/Lausitz (Landkreis Bautzen) mit ca. 60 Teilnehmern organisierte das Unternehmen zwei Veranstaltungen, um neue Anhänger zu finden.

Im Berichtsjahr konnten Aktivitäten von insgesamt 26 rechtsextremistischen Musikgruppen, Liedermachern bzw. Einzelinterpreten mit Bezug zu Sachsen festgestellt werden. Im Vorjahr lag diese Zahl bei 29.

Die Musiker beteiligten sich an rechtsextremistischen Konzerten bzw. Liederabenden, traten bei Veranstaltungen rechtsextremistischer Organisationen auf oder arbeiteten an neuen Tonträgern bzw. gaben diese heraus. Sie beteiligten sich mit Liedbeiträgen an fünf Samplern und gaben elf Alben heraus. Darüber hinaus wirkten Mitglieder sächsischer Bands an drei Tonträgern im Rahmen von Musikprojekten mit. Einige Musikgruppen gaben lediglich über ihre Internetpräsenzen „Lebenszeichen“ von sich.

Nachfolgend werden die im Freistaat Sachsen im Jahr 2022 auffälligsten Entwicklungen im Zusammenhang mit rechtsextremistischen Musikern und Musikgruppen beschrieben:

Band BLUTZEUGEN

Bei der Band BLUTZEUGEN63 handelt es sich um eine Musikgruppe, die oft für Konzertveranstaltungen im Ausland engagiert wird. So beteiligte sich die Band am 23. April beispielsweise an einem Konzert in Budapest. Nach einem Auftritt am 2. Juli in „Staupitz“ wollten die Musiker am 8. Oktober zusammen mit der Band HEILIGER KRIEG64 in Sofia (Bulgarien) auftreten. Aufgrund von Ausreisebeschränkungen konnten die Auftritte dieser Bands jedoch nicht stattfinden. Daraufhin veränderte die Szene ihre Werbetaktik: Am 19. November fand in Mailand (Italien) ein Konzert statt. Im Vorfeld warben die Veranstalter mit Flyern, auf denen die deutschen Bands explizit nicht genannt wurden. Erst am Veranstaltungstag tauchten Flyer im Internet auf, auf welchen u. a. auch BLUTZEUGEN angekündigt wurde.

BLUTZEUGEN ist eine Musikgruppe, die sich öffentlich unverhohlen dazu bekennt, Anhänger der nationalsozialistischen Weltanschauung zu sein. In einem Interview antwortete ein Bandmitglied beispielsweise auf die Frage nach der Motivation, für die Gestaltung der Cover ihrer Produktionen die Werke von Arno Breker65 zu verwenden:

„Wir sehen Blutzeugen nicht nur als eine reine Musikgruppe, wir vermitteln unsere Weltanschauung und Werte mit den Texten und der Präsentation unserer Tonträger, Textilien usw. Arno Brekers Werke präsentieren perfekt den Menschenschlag, welchen wir wieder zu seinem verdienten Platz in der Rangordnung verhelfen wollen.“

Auch das im Jahr 2022 erschienene Album „Opferbereitschaft“ weist Bezüge zum Nationalsozialismus auf. Das Booklet endet mit dem Spruch „Ohne Blut kein Leben, ohne Opfer keine Freiheit!“. Dieser Spruch wurde dem von der „Reichspropagandaleitung“ herausgegebenen „Wochenspruch der NSDAP, Folge 6/2. bis 8. Februar 1941“ entnommen.

Ebenso hat der Titel „Wiedergänger“ aus diesem Album einen Bezug zum Nationalsozialismus. Er enthält mit Musik untermalte, zusammengefügte Auszüge einer in Königsberg gehaltenen Rede des Hitler-Stellvertreters Rudolf HEß vom 8. Juli 1934. Im Booklet wurde zu diesem Lied ein Spruch abgedruckt, der aus dem Buch „Der Mythos des 20. Jahrhunderts“ des ehemaligen führenden Ideologen der NSDAP, Alfred Rosenberg, stammte.

Band Odessa, VOLKSNAH und THEMATIK 2566

Die drei aus Leipzig stammenden Bands zeigten sich im Berichtsjahr aktiv. ODESSA67 trat am 16. April zusammen mit VOLKSNAH68 in „Staupitz“ auf. Es folgte ein weiterer Auftritt von ODESSA in „Staupitz“ beim Konzert „Der Osten rockt gegen Kommunismus“ am 21. Oktober. Darüber hinaus berichtete ODESSA am 4. Dezember auf ihrem Telegram-Kanal, dass alle drei Bands bei einer Veranstaltung in „Glatzen-Anhalt“69 (Sachsen-Anhalt) aufgetreten seien

Die Band ODESSA veröffentlichte im Berichtsjahr zudem die Alben „Kämpfer“ und „Eiserner Wille & Stolzes Herz – Eine Zeitreise“.

Band SACHSONIA

Um die seit 1999 existierende und früher sehr aktive sächsische Band SACHSONIA70 aus Dresden ist es ruhig geworden. Die letzten Erkenntnisse zu einem Auftritt liegen schon fast zwei Jahre zurück. Im Berichtsjahr wurde allerdings bekannt, dass zwei Bandmitglieder in einem deutsch-russischen Bandprojekt mitwirken. Unter der Bezeichnung „AS // BS“ (Antisystem Sachsonia Bruderschaft) erschien der Tonträger „How do you do Moskau“. Im Booklet wird zum Bandprojekt erklärt, dass die Formation aus zwei Deutschen und drei Russen bestünde, schon seit 2012 existiere und Liveauftritte in verschiedenen europäischen Ländern absolviert habe.

Die Musiker von NDS RECORDS

Im Video zum Lied „Whiteboysummer“ zeigten die Protagonisten von NDS RECORDS im Berichtsjahr nicht nur eine rassistisch geprägte Grundhaltung, sondern auch eine Affinität zu Waffen. Im Video posiert u. a. der Rapper P ROTOTYP mit einer Waffe. Der „white boy“ steht im Lied sinngemäß als Synonym für eine „überlegene weiße Rasse“, die das Land verändern werde. Dies belegen Textpassagen wie:

„Meine Gang ist weiß blond und einsprachig […] Wir sind white boys, wir brauchen den Lichtschutzfaktor […] Macht euch bereit für den Whiteboysummer, die Zeit ist reif für den Whiteboysummer, weiße Jungs, die mal wieder keine Grenzen kennen. Komm mit uns sei ein Krieger, lass die Ketten sprengen. Weiße Haut, breit gebaut, und der Scheitel sitzt, deine Braut weiß es auch, dass wir nicht Scheiße sind. Von Bautzen bis nach Österreich, hier scheißt man auf dein Döner-Fleisch. […] ja wir wehren uns fanatisch unsere Herkunft germanisch […] Deutschland wird zum Boxring, Männer im Kampf wird zum Whiteboysummer, wir verändern das Land.“

Die Sängerin RUNA – die Ehefrau von PROTOTYP – wirkte im Berichtsjahr ebenfalls beim Label mit. In einem Interview mit dem rechtsextremistischen COMPACT MAGAZIN gab sie an, ihren Weg „zum Widerstand“ über ihren Mann gefunden zu haben.
So beteiligte sie sich in den vergangenen zwei Jahren an verschiedenen Protestveranstaltungen gegen die Politik der Bundesregierung, hielt in deren Rahmen Reden und trat musikalisch auf. Auf einer Veranstaltung am 4. Oktober 2021 in Görlitz sagte sie, sie sei „fest entschlossen, diesem Irrenhaus von Regierung zu zeigen, dass das deutsche Volk noch Rückgrat besitzt“ und sprach in diesem Zusammenhang von Willkür und totalitären Maßnahmen, die seitens der Regierung ergriffen würden. Sie rief dazu auf, „zum Sand im Getriebe des kranken Systems zu werden, friedlich und gewaltfrei zu demonstrieren, aber sich trotzdem zur Wehr zu setzen und sich nicht einschüchtern zu lassen, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen“.

Zusammen mit der rechtsextremistischen Band FLAK72 und PROTOTYP trat RUNA im von NDS RECORDS produzierten Musikvideo zum Lied „Spazier mit mir“ auf, welches ebenfalls das Protestgeschehen thematisierte. Das Lied fordert dazu auf, „im Straßenkampf“ eine Wende zu bewirken:

„Wir erobern die Straßen. Wir sind bereit, für die Freiheit zu kämpfen. (…) Wir haben die Kraft, diesen Scheiß zu beenden. Denn man wird gemessen an Taten, stell keine Fragen, zerreiß deine Grenze. Ja, der Einsatz ist hoch – na und – doch der Preis ist die Wende. Lass dich nicht spalten, wir halten unsereins zusammen. Keine Diktatur, wir wollen Freiheit oder Untergang. Zerreiß die Fesseln dieses Staates und durchschau‘ das Spiel. Wir sind da draußen, während du zuhause liegst. Für Deutschland und ein freies Europa – geht auf die Straße.“

Der ebenfalls zu NDS RECORDS gehörende Liedermacher KAVALIER trat am 10. Dezember bei einem sog. „Netzwerktag“ der NPD in Brandenburg auf.

 

Nach zweijährigem, durch die Corona-Pandemie eingeschränktem Veranstaltungsgeschehen zogen die Aktivitäten von Konzertveranstaltern und rechtsextremistischen Bands im Berichtsjahr wieder an. An das quantitative Niveau vor Ausbruch der Pandemie konnten sie aber noch nicht anknüpfen.

Neben aktiven Musikgruppen, die jährlich auftreten bzw. an neuen Tonträgern arbeiten, existieren im Freistaat Sachsen auch Bands, die nur gelegentlich ein „Lebenszeichen“ von sich geben. Das Level der Musikproduktionen und der aktiven Bands war im Berichtsjahr in etwa mit dem des Vorjahres vergleichbar. Die Organisation und Durchführung von Konzertveranstaltungen ist und bleibt für rechtsextremistische Labels aber unverändert ein wichtiges Mittel für kommerzielle Erfolge. Zum einen fließen den Veranstaltern bzw. den bei den Konzerten vertretenen Labels Einnahmen aus dem Kartenverkauf bzw. dem Verkauf von Tonträgern und Merchandise-Artikeln zu. Zum anderen dienen die Veranstaltungen auch der Werbung für Produktionen der auftretenden Bands. Darüber hinaus ist nicht auszuschließen, dass die Einnahmen aus Konzerten auch zur Querfinanzierung z. B. anderer szenerelevanter Veranstaltungen genutzt werden. Es ist deshalb zu erwarten, dass die rechtsextremistische Musikszene ihre Aktivitäten insgesamt weiter steigern wird.

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